Diabetes
Diabetes mellitus (oder Hyperglykämie) ist eine Stoffwechselerkrankung mit unterschiedlichen Gesichtern und Ursachen.
Menschen mit Diabetes leiden aber auch häufig an Hypoglykämie (oder „Unterzuckerung“), ausgelöst durch die Medikamente, die den Diabetes kontrollieren sollten.
Diabetes mellitus
Ein Diabetes mellitus liegt dann vor, wenn zu viel Zucker (Glukose) in ihrem Blut ist. Glukose ist eine wichtige Energiequelle für den Organismus und so wichtig für uns, dass unser Körper sie bei Bedarf selbst herstellt, auch wenn der größte Anteil aus unserer Ernährung stammt. Die Blutglukose wird durch das in der Bauspeicheldrüse produzierte Hormon Insulin reguliert.
Insulin ist in der Lage, Glukose (und damit die Energie) in die Zellen der Muskeln, der Leber und des Fettgewebes zu bringen. Wenn Insulin in unzureichender Menge vorhanden ist, reichert sich Glukose im Blut an und man erkrankt an Diabetes.
Obwohl jeder Betroffene individuellen Bedingungen und Herausforderungen gegenübersteht, wird die Erkrankung in vier Grundformen unterteilt: Typ-1-Diabetes, Typ-2- Diabetes, Gestationsdiabetes und andere spezifische Diabetesformen 1. Bei allen diesen Subtypen ist eine erhöhte Blutglukose vorhanden.
Häufigkeit
Typ-1-Diabetes tritt meist bei jüngeren Patienten (Kinder, Jugendliche und Erwachsene <40 Jahre) in weniger als 10% der Diabetesfälle auf, während Typ-2-Diabetes häufiger (mehr als 90% der Diabetesfälle) bei älteren Patienten (>40 Jahre) und besonders bei Übergewicht vor kommt. Weltweit litten im Jahr 2017 insgesamt 425 Millionen Patienten an Diabetes, die meisten davon an Typ-2 Diabetes 1. Österreichweit wurde im gleichen Jahr die Zahl der Menschen mit Diabetes auf 515.000 bis 809.000 Fälle eingeschätzt; dies entspricht etwa 7 bis 11% der Gesamtbevölkerung 2.
Ursachen
Beide Typen des Diabetes werden von einem Insulinmangel verursacht. Allerdings ist Typ-1-Diabetes bedingt durch eine Störung der Insulinsekretion, während Typ-2-Diabetes von einer Verminderung der Insulinwirkung resultiert. Beim Typ-2-Diabetes findet man öfter eine familiäre Häufung als bei Typ-1-Diabetes 1.
Symptome
Symptome beider Diabetes-Typen weisen eine hohe Variabilität auf, mit einer Häufung bei Patienten mit Typ-1-Diabetes. Folgende typische Beschwerden können jedoch auftreten: erhöhte Urinausscheidung, gesteigertes Durstgefühl, Sehstörungen, Müdigkeit, Leistungsschwäche, vermehrte Hautinfektionen und Gewichtsverlust 1.
Diagnose
Die Diagnose des Diabetes erfolgt durch Messung der Blutglukose im nüchternen Zustand, Zuckerbelastungstests oder durch Bestimmung des Zuckerlangzeitwerts. Bei Vorliegen einer Hyperglykämie (hohe Glukosewerte im Blut) und klassischen Symptomen ist die Diagnose eines Diabetes gegeben. Sowohl Personen mit erhöhtem Diabetesrisiko als auch überwichtige asymptomatische Kinder und Jugendliche sollten systematisch auf Diabetes überprüft werden 2.
Therapie
Zur Prävention sollten sowohl medikamentöse Maßnahmen als auch eine Veränderung des Lebensstils in Betracht gezogen werden. Beim Vorliegen von Prädiabetes (Vorstadium des Typ2-Diabetes) sollten die Patienten regelmäßig kontrolliert werden. Nach entsprechender Schulung können Patienten mit Diabetes ihr Diabetesmanagement (BZSK, Blutzuckerselbstkontrolle) selbst bewältigen. Bei Typ-1-Diabetes muss eine lebensnotwendige Hormonersatztherapie (Insulinsubstitution) ab dem Zeitpunkt der Diagnosestellung eingeleitet und lebenslang fortgesetzt werden. Die Behandlungsziele des Diabetes sind die Vermeidung von Akut- und Folgekomplikationen, wie auch die Symptomfreiheit und der Erhalt, bzw. Wiederherstellung, der Lebensqualität 1.
Hypoglykämie
Die meiste Zeit dreht sich das Diabetesmanagement vorrangig darum, eine hohe Blutglukose zu vermeiden. Prinzipiell besteht jedoch für alle Menschen mit Typ-1 oder Typ-2-Diabetes, die z.B. mit Insulin, Sulfonylharnstoffen und/oder Gliniden behandelt werden, das Risiko einer Hypoglykämie (oder “Unterzuckerung”), welche ein abnormal niedriger Blutzuckerspiegel ist 3.
Häufigkeit
Laut verschiedener Studien tritt bei Menschen mit Typ-2-Diabetes unter einer Behandlung mit Insulin durchschnittlich einmal im Jahr eine schwere Hypoglykämie als Folge der blutzuckersenkenden Therapie auf 4, 5.
Es gibt Patienten, die anfälliger dafür sind, andere weniger. Je länger Diabetes allerdings besteht und je älter der Betroffene ist, desto höher scheint das Risiko für eine Hypoglykämie zu sein 7.
Ursachen
Die Auslöser einer Hypoglykämie sind vielfältig und manchmal kommt die Hypoglykämie unerwartet. Eine Unterzuckerung steht meist in Verbindung mit der Diabetestherapie kombiniert mit externen Faktoren (Sport, Alkohol oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten) 6.
Symptome
Je nach Schweregrad der Hypoglyämie treten unterschiedliche Beschwerden auf. Typische Symptome sind Zittern, starkes Schwitzen, Herzklopfen, Sehstörungen und Krämpfe bis hin zur Bewusstlosigkeit 6. In Abhängigkeit davon, ob man die Hypoglykämie noch selbst beheben kann oder nicht, wird zwischen zwei Formen unterschieden 4:
Bei leichter Unterzuckerung:
- Der Betroffene ist bei Bewusstsein.
Bei schwerer Unterzuckerung:
- Der Betroffene ist nicht mehr bei Bewusstsein oder nicht mehr ansprechbar.
- Er kann sich nicht mehr selbst helfen und benötigt Fremdhilfe.
Diagnose
Grundsätzlich sollte jeder Verdacht einer Hypoglykämie durch eine Blutzuckermessung überprüft werden 7.
Therapie
Zur Selbstkontrolle der Blutglukose und zur Hypoglykämiewahrnehmung sind Schulungen für Menschen mit Diabetes und ihre Angehörige empfohlen. Bei leichter Unterzuckerung werden die Symptome durch die Zufuhr von Glukose beseitigt; der Betroffene kann sich selbst durch die Aufnahme von schnell wirksamen Kohlenhydraten helfen. In der akuten Situation der schweren Unterzuckerung (Bewusstlosigkeit) sind folgende Sofortmaßnahmen notwendig: Fremdhilfe, Glukoseinfusion oder Gabe von Glukagon. Grundsätzlich ist die Senkung des Hypoglykämierisikos Bestandteil jeder Diabetestherapie; bei gehäuftem Auftreten von Hypoglykämien sollte deren Ursachen unbedingt nachgegangen werden 7.
GIP Effekt
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Referenzen:
Harreiter J et Roden M. Diabetesmellitus – Definition, Klassifikation, Diagnose, Screening und Prävention (Update 2023). Wien Klin Wochenschr. 2023; 135 (Suppl 1): S7–S17
Schmutterer I et al. Österreichischer Diabetesbericht 2017. Wien: Bundesministerium für Gesundheit und Frauen, 2017.
UK Hypoglycaemia Study Group. Diabetologia. 2007;50(6):1140
S3-Leitlinie Therapie des Typ-1-Diabetes, 2. Auflage, 2018. AWMF-Registernummer: 057-013
Seaquist ER, et al. Diabetes Care. 2013;36(5):1384-1395
Edridge CL et al. PLoS ONE 2015;10(6):e0126427
Krichbaum M, B. Kulzer. J Klin Endokrinol Stoffw 2011; 4 (3); 18 – 24