Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) - mit den Hauptformen Colitis ulcerosa (CU) und Morbus Crohn (MC) - gehören mit weltweit 6 bis 8 Millionen Betroffenen zu den häufigsten immunvermittelten, chronischen Erkrankungen. In Österreich geht man von bis zu 80.000 Patienten aus. Die globale Inzidenz ist hierbei steigend1, wobei Männer und Frauen gleich häufig betroffen sind 2. CU beginnt häufig im Jugend- oder jungen Erwachsenenalter mit unspezifischen Symptomen, sodass die Diagnose zu einer Herausforderung werden kann1. Die Erkrankung verläuft schubweise. Viele Patienten leiden unter der Angst vor dem nächsten Schub und dem Verlust der Darmkontrolle. Die Folge sind emotionale Belastungen und eine erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqualität 3. Scham und Isolation können entstehen4.
Ursachen>
Die genauen Auslöser einer CED sind nicht geklärt. Jedoch dürfte es ein komplexes Zwischenspiel aus Umweltfaktoren, einer genetischen Prädisposition und der Darmflora sein.
Psychische Belastungen, die nicht zu den Auslösern dieser chronischen Erkrankung gehören, können bei Betroffenen aber Schübe verstärken.
Symptome
Zu den häufigsten Symptomen einer CED zählen Durchfälle (bei Colitis ulcerosa häufig blutig), Bauchschmerzen, Stuhldringlichkeit, schmerzhafter Stuhlgang und Wachstumsstörungen im Kindesalter.
Typisch ist, dass die Erkrankung in Schüben verläuft. Es gibt also Zeiten hoher entzündlicher Aktivität mit einhergehenden Beschwerden sowie auch beschwerdefreier Phasen.
Bei der Colitis ulcerosa beschränkt sich die Entzündung auf den Dickdarm, vom Rektum beginnend, und die entzündlichen Areale sind großflächig aber nicht besonders tief; daher unterscheidet sich diese Erkrankung von den Symptomen und Komplikationen des Morbus Crohn. Dieser kann den gesamten Verdauungstrakt (in seltenen Fällen auch den Mund, Speiseröhre und Magen) betreffen und die Entzündungsherde sind eher verteilt; dafür geht die Entzündung tiefer in das Gewebe ein5,6.
Manche Patienten leiden, bedingt durch die Entzündungsaktivität, auch an Beschwerden außerhalb des Verdauungstrakts, sogenannten extraintestinalen Manifestationen. Zu diesen zählen Gelenksentzündungen, Hauterscheinungen wie auch Entzündungen der Augen5,7.
Bei einer langen Erkrankungsdauer können sich bei Patienten Komplikationen, wie Eiteransammlungen (Abszesse), Verengungen des Darms (Stenosen) oder Fisteln (Verbindungen vom Darm mit anderen Organen) bilden. Langfristig haben Patienten mit einer Colitis ulcerosa auch ein erhöhtes Risiko an einem Kolonrektalkarzinom zu erkranken7,8.
Diagnose
Zur Diagnose stehen heutzutage viele Möglichkeiten zur Verfügung. Begonnen wird stehts mit einem ausführlichen Gespräch zwischen Patienten und Arzt/Ärztin, gefolgt von der Erhebung von laborchemischen Parametern, wie etwa dem C-reaktiven Protein (CRP) oder dem fäkalem Calprotectin (welches entzündliches Geschehen im Dickdarm sehr gut widerspiegelt).
Endgültig wird die Diagnose immer mittels Endoskopie gestellt. Hierbei können auch Proben entnommen werden, welche Rückschlüsse über die Art und den Schweregrad der Entzündung zulassen. In einigen Fällen kann eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) helfen, ein besseres Bild über die Erkrankung zu bekommen (etwa bei Fistelbildungen). Die Sonographie kann in manchen Fällen helfen, den Erkrankungsverlauf nichtinvasiv zu überwachen9.
Therapie
Da aktuell keine Heilungsmöglichkeiten bestehen, wird in der Therapie der CED hauptsächlich symptomatisch sowie anti-inflammatorisch gearbeitet.
Das primäre Ziel der Therapie ist das schnelle Erreichen einer vollkommenen und langfristigen Beschwerdefreiheit sowie eine endoskopisch gesicherte Abheilung der betroffenen Darmabschnitte. Dies verbessert die Langzeitprognose von Patienten und erhöht deren Lebensqualität maßgeblich,
Manchmal kann eine Operation Abhilfe verschaffen; bei der Colitis ulcerosa ist dies jedoch mit einem Verlust des gesamten Dickdarms verbunden.
Als medikamentöse Optionen stehen schon lange Glucocorticoide, Immunsuppressiva und andere entzündungshemmende (teils auch lokale) Medikamente zur Verfügung. Auch Biologika (wie TNF-α-Inhibitoren, Anti-Integrine und Anti-Interleukine) und Small Molecules (wie JAK-Inhibitoren und Sphingosin-1-phosphat-Inhibitoren) finden Verwendung, wobei für die Colitis ulcerosa aktuell mehr Optionen verfügbar sind als bei Morbus Crohn 10,11.
Neuere Medikamente sind daher dringend notwendig; die neuen zielgerichteten Therapien weisen oft ein besseres Verträglichkeitsprofil auf.