Onkologie

Brustkrebs
Bei Brustkrebs (Mammakarzinom) handelt es sich um eine bösartige Veränderung des Brustgewebes. Je nachdem welche genetische Merkmale vorhanden sind, wird zwischen verschiedenen molekularen Subtypen des Mammakarzinoms unterschieden: Luminal A (hormonrezeptor-positiv HR+/HER2-), Luminal B (HR+/HER2- oder HR+/HER2+), HER2-überexprimierend (HR-/HER2+) und Basal like – auch triple-negativer Subtyp genannt – (HR-/HER2-)⁴.

Häufigkeit
Im Jahr 2020 repräsentierte Brustkrebs (BC) bei Frauen die weitaus häufigste Krebserkrankung (25%) weltweit und war verantwortlich für etwa 16% aller Todesfälle durch Krebs¹. BC ist mit schätzungsweise mehr als 400.000 neuen Fällen im Jahr 2018 in der Europäischen Union, die am häufigsten diagnostizierte Krebserkrankung bei Frauen ⁵. Im Jahr 2020 wurden in Österreich 5.693 neue Brustkrebsfälle diagnostiziert (28% aller Tumore bei Frauen) und 1.655 Sterbefälle aufgrund eines Mammakarzinoms registriert (Sterberate von 29%). Dazu erkrankten in Österreich im gleichen Jahr 71 Männer an Brustkrebs ³. Obwohl die Häufigkeit der Erkrankung mit zunehmendem Alter ansteigt, ist in den letzten Jahren eine erhöhte Erkrankungsrate bei jüngeren Frauen beobachtet worden.

HR+/HER2- BC ist der häufigste Subtyp und macht ca. 70% aller Brustkrebsfälle aus. Bei mehr als 90% der Patientinnen mit HR+/HER2-BC wird eine Erkrankung im Frühstadium diagnostiziert, die mit den verfügbaren Standardbehandlungen potenziell heilbar ist ⁶.

Ursachen und Risikofaktoren
Die Risikofaktoren eines Mammakarzinoms umfassen genetische Aspekte (definierte genetische Krankheitsbilder oder anamnestisch familiäre Belastung), hormonelle Einflüsse (Frühbeginn der Regelblutung, Spätbeginn der Wechseljahre, Kinderlosigkeit oder späte Schwangerschaft, eine postmenopausale Hormonersatztherapie sowie Übergewicht oder postmenopausale Gewichtszunahme), toxische Faktoren (Strahlenexposition der Brust im Kindes-, Jugend- und frühen Erwachsenenalter, Rauchen oder hoher Alkoholkonsum) sowie das Vorhandensein einer vorherigen Krebserkrankung in der anderen Brustseite⁴.

Prävention
Seit 2014 läuft das österreichische Brustkrebs-Früherkennungsprogramm (Mammographie): In 2-jährigen Abständen bekommen Frauen zwischen 45 und 69 Jahren eine automatische persönliche Einladung zur Mammakarzinom-Vorsorge (Röntgen- und Ultraschalluntersuchungen), um Auffälligkeiten in der Brust frühzeitig entdecken und therapieren zu können⁷. Zusätzlich sind weitere Allgemeinmaßnahmen zur Vorbeugung empfohlen: Übergewicht und postmenopausale Gewichtszunahme vermeiden, regelmäßige körperliche Bewegung, nicht rauchen und Verzicht auf exzessiven Alkoholkonsum. Die Brustselbstuntersuchung kann dazu beitragen, Veränderungen frühzeitig zu detektieren⁴.

Symptome
Symptome eines Mammakarzinoms sind tastbare Knoten in der Brust, Flüssigkeitsabsonderungen aus der Brustwarze, neu aufgetretene Veränderungen an der Brustwarze, der Brust oder der umliegenden Haut, sowie Knoten in der Achselhöhle⁷.

Diagnose
Zur Diagnose von Brustkrebs können folgende Untersuchungen durchgeführt werden: Mammographie, Ultraschall, Magnetresonanztomografie (MRT) und Biopsie (kleine Gewebeentnahme)⁴.

Prognose
Insgesamt lag die 5-Jahres-Überlebensrate im Jahr 2015 bei 87% (Frauen), bzw. 75% (Männer). Bei heilbaren, lokal begrenzten Tumoren ist sie sogar deutlich höher³. Triple-negative Mammakarzinome haben allerdings eine besondere ungünstige Prognose⁸. Durch die Mammographie wurde über eine Senkung der Brustkrebsmortalität um bis zu 23% berichtet⁴.

Therapie
Lokalisierte Frühstadien der Krebserkrankung (nicht invasive Mammakarzinome) sind meist heilbar. Die adjuvante endokrine Therapie mit Aromatasehemmern (AI) und/oder Tamoxifen und – wenn erforderlich – mit einer Unterdrückung der Ovarialfunktion ist die Standardbehandlung von HR+/HER2- Brustkrebs im Frühstadium⁹. Obwohl eine adjuvante endokrine Therapie das Rezidivrisiko und die Mortalität senkt, treten bei bis zu 20% der Patientinnen mit frühem Brustkrebs in den ersten zehn Jahren nach der Operation Rezidive auf¹⁰. Bei Patientinnen mit klinischen und/oder pathologischen Hochrisikomerkmalen ist das Rezidivrisiko höher, insbesondere in den ersten Jahren der adjuvanten endokrinen Therapie.

Nach dem chirurgischen Eingriff wird möglicherweise eine Strahlentherapie durchgeführt und eine Antihormontherapie (nur bei HR+ Subtypen) verabreicht⁴. Bei fortgeschrittener bzw. metastasierter Brustkrebserkrankung (invasives Mammakarzinom) ist eine Heilung nicht mehr möglich. Hier ist der Therapieansatz die Linderung der Symptome und die Verlängerung der Lebenszeit bei möglichst guter Lebensqualität¹¹. In diesem Stadium können nach der Operation eine Chemotherapie, eine Hormontherapie oder eine zielgerichtete Therapie zur Anwendung kommen⁴.

Auch eine Chemotherapie, die bei luminalen Tumoren mit erhöhtem Rezidivrisiko zum Einsatz kommt, kann das Ergebnis nur in geringem Ausmaß verbessern¹². Daher ist die Entwicklung neuer Behandlungsstrategien wie der CDK4/6-Inhibition zur weiteren Verringerung des Rezidivrisikos und zur Verbesserung der Lebenszeit/Lebensqualität von größter Bedeutung ¹³.

Aus klinischer Sicht haben Inhibitoren der Cyclin-abhängigen Kinase (CDK4/6i) die Praxis verändert. Sie gelten heute in Kombination mit einer endokrinen Therapie (ET) in der Behandlung des HR+/HER2- fortgeschrittenen Brustkrebs als Standardtherapie, wobei ein Einsatz in der ersten Behandlungslinie bevorzugt wird ^9,14-20. In jüngster Zeit hat sich der CDK4/6i Abemaciclib (Early Breast Cancer, EBC) mit hohem Rückfallrisiko als wirksame additive Behandlungsmöglichkeit bei frühem Brustkrebs (EBC) erwiesen und ist in dieser Indikation auch seit 2022 durch die europäische Arzneimittelbehörde EMA zugelassen ^21-23.

Bei der größten Untergruppe der fortgeschrittenen Mammakarzinome (HR+/HER2-) ermöglicht die Kombination von CDK4/6 Inhibitoren und einer endokrinen Therapie deutliche Verbesserungen auf das progressionsfreie Überleben der Patientinnen²⁴.

Darmkrebs
Darmkrebs ist ein bösartiger Tumor des Darms, der in den meisten Fällen von der inneren Schicht des Darms, der Darmschleimhaut, ausgeht²⁵. Je nach Lokalisation des Tumors spricht man beim Darmkrebs von einem Kolonkarzinom (im Dickdarm) oder Rektumkarzinom (im Enddarm). Zusammenfassend werden beide auch als kolorektale Karzinome bezeichnet.

Häufigkeit
Darmkrebs (kolorektales Karzinom) war die dritthäufigste Krebsdiagnose und stand weltweit im Jahr 2020 an 2. Stelle aller krebsbedingten Todesursachen. Diese Krebserkrankung schien etwas mehr Männer (11% aller neuen diagnostizierten Fälle) als Frauen (9% ) zu betreffen¹. Im Jahr 2018 erkrankten insgesamt 4.563 Personen in Österreich an Darmkrebs; die Sterberate betrug 45% ²⁶.

Ursachen und Risikofaktoren
Chronisch entzündliche Erkrankungen des Dickdarms (z.B. Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa) oder Darmpolypen sind mit einem erhöhten Risiko für Darmkrebs assoziiert. Weitere Ursachen kolorektaler Karzinome sind das Alter, eine unausgewogene Ernährung, eine familiäre Veranlagung, das Rauchen und Übergewicht²⁷.

Prävention
Durch eine präventive Darmspiegelung (Koloskopie) können sowohl Darmpolypen (Darmkrebsvorstufen) entfernt werden, als auch bösartige Tumore des Darms in einem frühzeitigen Krankheitsstadium erkannt und behandelt werden. Auch wenn in Österreich noch kein systematisches und organisiertes Darmkrebs Früherkennungsprogramm existiert, wird ab dem Alter von 50 Jahren eine regelmäßige Darmkrebsvorsorge (Darmspiegelung) empfohlen²⁸.

Symptome
Verändertes Stuhlaussehen und Stuhlgewohnheiten, anhaltende krampfartige Bauschmerzen und eine Anämie können Frühanzeichen eines Darmkrebses sein.

Diagnose
Die wichtigste Untersuchung zur Diagnose eines kolorektalen Karzinoms oder seiner Vorstufen ist die Koloskopie, währenddessen entdeckte Darmpolypen oder andere Auffälligkeiten mittels Biopsie (kleine Gewebeentnahme) zur weiteren Analyse entnommen werden können. Anderen Diagnoseverfahren wie Dickdarmröntgen, Ultraschalluntersuchungen (Sonographie), Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) oder Laboruntersuchungen können zusätzlich durchgeführt werden.

Prognose
Die Prognose einer Darmkrebsdiagnose hängt vom Stadium der Erkrankung ab. Durch neue Therapieoptionen in den letzten Jahren hat sich die Prognose von Patienten mit Darmkrebs stetig verbessert.

Therapie
Im Vordergrund einer Therapie von Frühstadien des kolorektalen Karzinoms steht die chirurgische Entfernung des Tumors. Weitere Behandlungsoptionen sind die Strahlentherapie, die Chemotherapie, die Immuntherapie und die zielgerichtete Therapie. Beispielsweise sind biotechnologisch hergestellte Antikörper gegen bestimmte Tumormerkmale gerichtet und sorgen für eine Blockierung des Wachstums und Vermehrung von Tumorzellen. Eine derartige zielgerichtete Antikörperbehandlung ist auch bei weit fortgeschrittenem Krebsleiden mit Metastasen möglich und wird häufig mit einer Chemotherapie kombiniert²⁹. Nach einer erfolgreichen Behandlung von Darmkrebs werden vor allem in den ersten Jahren regelmäßige Kontrolluntersuchungen empfohlen. Die Nachsorge dient unter anderem dazu, ein Wiederauftreten der Krebserkrankung (Rezidiv) oder Metastasen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Leberkrebs
Der Leberkrebs wird auch Leberzellkarzinom oder hepatozelluläres Karzinom genannt.

Häufigkeit
Leberkrebs betraf im Jahr 2020 fast 5% aller Neukrebserkrankungen auf der Welt (6. Stelle) und lag an der 3. Stelle aller Krebssterbefälle¹. Diese Krebserkrankung ist selten und betraf im Jahr 2018 1.019 Personen in Österreich; ihre Sterblichkeit lag bei 84%. Im Vergleich zu den Frauen ist der Männeranteil beim Leberzellkarzinom überdurchschnittlich hoch³⁰. Das Leberzellkarzinom ist eine der wenigen Krebsarten mit steigender Häufigkeit und Sterberate.

Ursachen und Risikofaktoren
Als Hauptrisikofaktoren für Leberkrebs gilt die Leberzirrhose, die häufig durch Alkoholmissbrauch oder eine Hepatitis B oder C viralen Erkrankung verursacht wird. Weitere Ursachen können ein Leberzellkarzinomfall in der Familie, eine Fettleberkrankheit oder Diabetes, das Rauchen oder eine Aflatoxinbelastung (aus Schimmelpilz) sein³¹.

Prävention
Ein gesunder Lebensstil und die Vermeidung von Risikofaktoren können die Entwicklung eines Leberzellkarzinoms verhindern.

Symptome
In frühen Krankheitsstadien verursacht Leberkrebs selten Beschwerden; aus diesem Grund resultieren Leberkrebsdiagnosen meist als Zufallsbefund. Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung können folgende Symptome auftreten: Druckschmerz im Oberbauch, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Leistungsminderung, wesentliche Gewichtsabnahme oder zunehmende Gelbfärbung der Haut und der Augen (Gelbsucht).

Diagnose
Zur Abklärung eines Leberzellkarzinoms können eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie), Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT), eine Spiegelung der Bauchhöhle (Laparoskopie) mit Biopsie (kleine Gewebeentnahme) sowie Laboruntersuchungen notwendig sein.

Prognose
Häufig befindet sich der Patient bei der Diagnosestellung in Folge des ersten Symptomauftrittes bereits in einem fortgeschrittenen Tumorstadium³². Diese Patienten kommen daher nicht mehr für einen chirurgischen Eingriff oder für eine Transplantation der Leber in Frage und werden nur mehr medikamentös behandelt. Obwohl das Leberzellkarzinom selten ist, zählt es aufgrund der ungünstigen Prognose zu den dreizehn häufigsten Krebstodesursachen in Österreich; im Jahr 2016 lag die 5-Jahres-Überlebensrate bei 16%. Aufgrund der durch die Grunderkrankung reduzierten Leberfunktion, haben Leberkrebspatienten mit einer Leberzirrhose in der Regel eine sehr begrenzte Prognose und sterben meist an Leberversagen³⁰.

Therapie
Die Therapie des Leberkrebses hängt vom Fortschreiten der Erkrankung ab. Bei einem lokalisierten Lebertumor wird der betroffene Leberteil chirurgisch entfernt. Wenn das Leberzellkarzinom nicht mehr operabel ist, werden lokale Verfahren (Radiotherapie, Ethanol Injektion, (Chemo)-Embolisation) angewendet. Bei ausgebreiteter metastasierter oder wiederkehrender (Rezidiv) Krebserkrankung kommen systemische Therapien wie Chemotherapie, Immuntherapie oder zielgerichtete Therapien zum Einsatz. Besonders Antikörper, die spezifisch gegen bösartige Zellen gerichtet sind, können Krebszellen bekämpfen, die auf die vorherige Therapie nicht reagiert haben. Eine solche Antikörperbehandlung ist in der Lage, die Tumorzellen gezielt anzugreifen, ihr Wachstum zu hemmen und sie abzutöten³¹.

Lungenkrebs
Basierend auf dem Erscheinungsbild unter dem Mikroskop (Histologie) wird beim Lungenkrebs – auch Lungenkarzinom oder Bronchialkarzinom genannt – zwischen zwei Gruppen unterschieden³³:

• das nicht kleinzellige Lungenkarzinom (abgekürzt in „NSCLC“ auf Englisch), welches etwa 85% aller Krebserkrankungen der Lunge ausmacht

• das kleinzellige Lungenkarzinom („SCLC“), das bei 10 bis 15% der Lungenkarzinomfälle zu finden ist

Häufigkeit
Im Jahr 2020 war Lungenkrebs weltweit an 6. Stelle aller Erkrankungen, an der 2. Stelle der häufigsten neu diagnostizierten Krebserkrankungen und an 1. Stelle der Krebssterbefälle¹. Mit 32% aller Krebserkrankungen weltweit blieb Lungenkrebs weiterhin die häufigste Krebstodesursache bei Männern¹. Bei Frauen ist das Lungenkarzinom die dritthäufigste krebsbedingte Todesursache nach Brust- und Darmkrebs¹. Im Jahr 2018 erkrankten in Österreich 2.925 Männer und 2.060 Frauen an einem Lungenkarzinom. Lungenkrebs war zu dieser Zeit der zweithäufigste Krebstodesgrund bei Frauen in Österreich (Sterberate von 81%)³⁴.

Ursachen und Risikofaktoren
Der Hauptrisikofaktor für Lungenkrebs ist der Tabakkonsum, inklusive dem Passivrauchen. 90% der Lungenkrebspatienten sind aktuelle oder ehemalige Raucher. Weitere Risikofaktoren sind Erkrankungen der Atmungsorgane durch Tabakkonsum wie z.B. eine chronische obstruktive Lungenerkrankung (COPD). Eine erbliche Vorbelastung scheint beim Lungenkrebs keine Hauptrolle zu spielt³³.

Prävention
Durch Früherkennungsprogramme können Erkrankte in einem behandelbaren Frühstadium identifiziert werden und von einer besseren Prognose profitieren. Solche Lungenkarzinom-Screening-Programme stehen in Österreich noch nicht zu Verfügung. Ein Rauchstopp ist eine sichere Methode, um das Risiko an Lungenkrebs zu erkranken, zu verringern³³.

Symptome
Da Lungenkrebs am Anfang meist keine Symptome verursacht, bleibt er entweder oft lange Zeit unentdeckt oder wird in Frühstadien nur zufällig diagnostiziert. Ein über mehrere Wochen anhaltender Husten (eventuell mit blutigem Auswurf), Kurzatmigkeit, Schmerzen in der Brust, Müdigkeit oder ein wesentlicher Gewichtsverlust können Hinweise auf eine Lungenkrebserkrankung sein.

Diagnose
Für die Diagnose können mehrere Untersuchungen durchführt werden. Diese schließen Lungenröntgen und Computertomographie (CT) des Brustkorbs (Thorax), so wie auch Biopsie (kleine Gewebeentnahme) durch eine Lungenspiegelung (Bronchoskopie) und Blutuntersuchung ein. Weitere Untersuchungen (bildgebende Verfahren) zur Bestimmung des Krebsstadiums können notwendig sein.

Prognose
Je früher Lungenkrebs diagnostiziert wird, desto besser ist die Prognose. Bedauerlicherweise wird das Lungenkarzinom jedoch bei mehr als der Hälfte der Betroffenen in einem bereits fortgeschrittenen Stadium, wo sich vielleicht schon weitere Ableger (Metastasen) gebildet haben, zum ersten Mal diagnostiziert. Zwischen 2016 und 2018 betrug die 3-Jahres-Überlebensrate bei österreichischen Lungenkrebspatienten 31%, wobei Frauen eine etwas bessere Prognose zeigten (36% 3-Jahres-Überlebensrate für weibliche Lungenkarzinompatientinnen versus 30% für männliche Patienten)³⁴.

Therapie
Bei Lungenkrebspatienten in früheren Krankheitsstadien wird meist der Tumor durch einen chirurgischen Eingriff entfernt. Eine Chemotherapie kann sowohl vor als auch nach einer Operation durchgeführt werden. Eine Strahlentherapie kann ebenfalls vor oder auch in der Kombination mit einer Chemotherapie nach einer Operation erfolgen. Seit ein paar Jahren kommen auch sogenannte „Immuntherapien“ (verschiedene Therapieansätze, die das körpereigene Immunsystem nutzen, um Krebs zu bekämpfen) beim Lungenkrebs zur Anwendung.

Aufgrund intensiver Forschung haben viele PatientInnen heute die Möglichkeit, anstelle einer Chemotherapie, andere Arten von Medikamenten zu erhalten. Zielgerichtete Therapien sind Behandlungen, die gegen spezifische molekulare Merkmale der Tumorzellen gerichtet sind. Wenn bestimmte genetische Merkmale im Tumorgewebe gefunden werden, können sogenannte Tyrosinkinase-Inhibitoren zur Anwendung kommen.

Magenkrebs
Der Magenkrebs (oder Magenkarzinom) ist ein bösartiger Tumor der Magenschleimhaut. In 95% der Fälle handelt es sich um Adenokarzinome, die sich aus Drüsengewebe der Magenwand entwickeln³⁵. Während 20% der Tumore sich im Bereich des gastroösophagealen Übergangs befinden, sind 80% in allen anderen Regionen des Magens lokalisiert³⁶.

Häufigkeit
Magenkrebs war im Jahr 2020 die fünfhäufigste Krebserkrankung und lag an 3. Stelle der Krebssterbefälle weltweit. Bei Männern war sie nach dem Lungenkrebs die zweithäufigste Krebsdiagnose mit knapp 31% aller neuen diagnostizierten Krebsfälle¹. Im Jahr 2018 wurden in Österreich 1.121 Personen mit bösartigen Magentumoren diagnostiziert, wovon 67% starben³⁷. Sowohl in Österreich als auch weltweit erkranken Männer deutlich häufiger an Magenkrebs als Frauen¹,³⁷.

Ursachen und Risikofaktoren
Magenkrebs ist eine multifaktoriell bedingte Erkrankung, deren Entstehungsursachen bisher nicht vollständig geklärt sind, jedoch zählen zu den Hauptrisikofaktoren der Krebsentstehung der Konsum von Alkohol oder Nitrate/Nitrosamine (in gegrilltem rotem Fleisch), das Rauchen und spezifische Gastritisarten (Entzündung des Magens mit Helicobacter pylori Keim)³⁶.

Prävention
Eine gesunde Lebensführung und die Vermeidung der Risikofaktoren können die Wahrscheinlichkeit der Magenkrebsentstehung verringern. In Ländern mit einer hohen Häufigkeit an Magenkarzinomen (wie Japan oder Süd-Korea) wird Risikogruppen ein Früherkennungsprogramm angeboten³⁸.

Symptome
In frühen Krankheitsstadien verursachen Magenkarzinome entweder keine Symptome oder chronische wiederkehrende Schmerzen im oberen Abdomen und Anämie. Bei fortgeschrittener Erkrankung treten häufiger Symptome auf, wie z.B. Verdauungsstörungen, häufige Übelkeit oder Erbrechen, Schluckbeschwerden, Druckgefühl bzw. Schmerzen im Oberbauch, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und abdominale Schmerzen³⁹.

Diagnose
Zur Diagnose des Magenkarzinoms werden Röntgen, Magenspiegelung mit Gewebeentnahme (Biopsie), Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) angewendet.

Prognose
Das Magenkarzinom ist ein relativ aggressiver Tumor, der meistens im fortgeschrittenen Stadium (bis zu 30% im metastasierten Stadium) erstdiagnostiziert wird⁴⁰. Deshalb ist die Prognose der betroffenen Patienten eher ungünstig und die Sterblichkeit vergleichsweise hoch. In den westlichen Ländern, wie z.B. in Österreich, wurde allerdings in den letzten Jahren ein stetiger Rückgang der Neuerkrankungen und Sterbefälle von Patienten mit Magenkrebs beobachtet³⁷,⁴⁰.

Therapie
Als Therapieoptionen bieten sich die Chirurgie zur Entfernung des Tumors und die Radiotherapie an. Bei fortgeschrittener Magenkrebserkrankung wird danach eine systemische Antitumor-Therapie nötig, wie eine Chemotherapie, eine Immuntherapie oder eine zielgerichtete Therapie; letztere ist präzis gegen Tumorzellen gerichtet und kann daher das Tumorwachstum hemmen sowie Krebszellen abtöten. Ein Beispiel von zielgerichteter Therapie ist die Anwendung von Antikörpern, die das Wachstum des Tumors blockiert und somit sein Absterben begünstigt. Solch eine zielgerichtete Therapie kann als alleinige Therapie oder zusammen mit einer Chemotherapie verabreicht werden⁴¹.

Schilddrüsenkrebs
Der Schilddrüsenkrebs (oder Schilddrüsenkarzinom) beinhaltet verschiedene Unterformen (Subtypen): papillär (80 bis 90% aller Schilddrüsenkarzinome), follikulär (10 bis 15%), anaplastisch (5%) oder medullär (3 bis 5%)⁴².

Häufigkeit
An Schilddrüsenkrebs erkrankten im Jahr 2020 weltweit fast 600.000 Personen (3% aller neuen Krebserkrankungen). Der Schilddrüsenkrebs lag damit an 10. Stelle der häufigsten bösartigen Neuerkrankungen und an 25. Stelle der Krebssterbefälle (Sterblichkeit von 7%)¹. Beim Schilddrüsenkarzinom waren Frauen öfter betroffen als Männer, wobei bei Frauen eine sinkende Tendenz bei neu diagnostizierten Fällen zu beobachten ist⁴³. Von 741 an einem Schilddrüsenkarzinom Erkrankten, starben im Jahr 2018 in Österreich 77 Patienten (10%)⁴³.

Ursachen und Risikofaktoren
Als bestätigter Risikofaktor ist die Exposition gegenüber ionisierender Strahlung im Kindes- und Jugendalter bekannt. Darüber hinaus sind 20 bis 30% aller medullären Schilddrüsenkarzinome erblich⁴⁴. Patienten mit Schilddrüsenkrebs in der Familie zeigen daher ein hohes Risiko gegenüber dieser Krebserkrankung. Übergewicht bei Frauen wurde auch mit einer Häufung des Schilddrüsenkrebs assoziiert. Weitere mögliche Risikofaktoren wurden bisher noch nicht entdeckt⁴⁵.

Prävention
Systematische Früherkennungsprogramme für Schilddrüsenkrebs sind umstritten und finden nur in den USA bei bestimmten Risikogruppen statt⁴⁶.

Symptome
Bei Atembeschwerden, Druckgefühl oder tastbaren Knoten im Halsbereich, Schluckbeschwerden und Heiserkeit sollten weitere Untersuchungen zur Abklärung erfolgen.

Diagnose
Zur Diagnose können Röntgen, Ultraschall, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) der Schilddrüsen- und Halsregion durchgeführt werden. Eine Feinnadelbiopsie (kleine Gewebeentnahme) findet meist ebenso statt. Zusätzlich wird der Schilddrüsenhormonspiegel im Blut bestimmt.

Prognose
Das Risikopotential von Schilddrüsenkrebs (5-Jahres-Überlebensrate von 98%) gilt, im Vergleich zu anderen Tumorarten als gering⁴⁷. Dennoch ist die Prognose stark abhängig vom Subtyp des Schilddrüsenkrebs. Am schlechtesten ist die Prognose beim anaplastischen Schilddrüsenkarzinom. Männliche Patienten erleben häufiger aggressive Krankheitsverläufe als Frauen⁴². Manche medulläre Schilddrüsenkarzinomformen sind auch mit einem ungünstigeren Krankheitsverlauf und schlechterer Prognose assoziiert⁴⁸.

Therapie
Die primäre Therapie des Schilddrüsenkarzinoms ist die operative Entfernung der Schilddrüse und den eventuell befallenen Lymphknoten; eine lebenslange orale Hormonersatztherapie ersetzt anschließend die Schilddrüsenfunktion. Infolgedessen findet oft eine Strahlentherapie (Radiojodtherapie) statt.

Bei Fortschreiten der Krebserkrankung (d.h. falls keine Operation mehr möglich ist oder falls sich „Ableger“, sogenannte „Metastasen“ bilden) kann eine systemische Therapie (d.h. mit Medikamenten; meistens mit sogenannten Tyrosinkinase-Inhibitoren, manchmal auch mit Chemotherapie) notwendig werden. 

Mantelzell-Lymphom

Häufigkeit
Das Mantelzell-Lymphom (MCL) gehört zu den seltenen Krebserkrankungen. Insgesamt werden 5 bis 7% der malignen Lymphome in Europa als MCL klassifiziert. In Österreich sind es etwa 80 Neuerkrankungen pro Jahr. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 65 Jahren. Etwa 75% der Patienten sind Männer ⁴⁹.

Ursachen und Risikofaktoren
Die genaue Ursache des Mantelzell-Lymphoms ist nicht zweifelsfrei geklärt.

Prävention
Derzeit ist keine Möglichkeit bekannt, die genetischen Veränderungen zu verhindern, die zu einem Mantelzell-Lymphom führen.

Symptome
Das klinische Bild ist heterogen, in aller Regel ist die Erkrankung bei Erstdiagnose bereits im fortgeschrittenen Stadium. Die Erkrankung geht typischerweise mit Lymphknotenschwellungen einher, da sich die Tumorzellen in den Lymphknoten ansammeln. Oft sind auch das Knochenmark und die Milz von der Erkrankung betroffen und bei einer höhergradigen Infiltration können die Lymphomzellen auch im Blut zu finden sein. Auch der Verdauungstrakt (Gastrointestinaltrakt) ist häufig von der Erkrankung betroffen^50,51.

Diagnose
Die histologische Untersuchung eines betroffenen Lymphknotens ist unerlässlich, um das MCL zu diagnostizieren. MCL-Lymphome weisen dabei ein ganz charakteristisches Muster von Merkmalen an ihrer Zelloberfläche auf das es von anderen Lymphomen eindeutig unterscheidet⁵¹.Da die Therapie des Mantelzell-Lymphoms vom Ausbreitungsstadium abhängt, ist eine ausführliche Diagnostik vor Therapiebeginn essenziell (Staging).

Therapie⁴⁹

Erstlinienbehandlung:

• Bei frühem Auftreten des Mantelzell-Lymphoms mit niedriger Tumorlast oder geringem Risiko kann die Erkrankung zunächst engmaschig beobachtet werden und erst bei Voranschreiten eine Therapie eingeleitet werden.
• Bei jüngeren Patienten (65 Jahre alt oder jünger) führt eine Induktionstherapie gefolgt von autologer Stammzelltransplantation zu einem verlängerten Gesamtüberleben.
• Bei älteren Patienten (über 65 Jahre) stehen mehrere kombinierte Chemotherapien zur Verfügung.

Behandlung bei erneutem Auftreten der Erkrankung:

• Bei frühem Wiederauftreten des Lymphoms wird eine zielgerichtete Therapie mit einem BTK-Inhibitor empfohlen. Wenn das Lymphom nach zwei Jahren oder später wiederauftritt, kann erneut eine Immunchemotherapie verabreicht werden.
• Nach einem erneuten Rückfall wird häufig ein aggressiver Verlauf beobachtet. Hierfür stehen weitere Therapieoptionen wie Zelltherapie oder andere Inhibitoren zur Verfügung.