Rheumatologie
Wenn man von „Rheuma“ spricht, umfasst das eine Vielzahl verschiedener Erkrankungen, die in jedem Alter auftreten können und die häufig den Bewegungsapparat oder das Bindegewebe betreffen. Menschen mit rheumatischen Erkrankungen erleben aufgrund von Schmerzen und Bewegungseinschränkungen oft erhebliche Einbußen ihrer Lebensqualität. Wir treten an, um mit modernen Therapien die Lebensqualität der Patienten zu verbessern und potenzielle Folgeschäden zu vermeiden.
Die Rheumatoide Arthritis (RA) ist eine systemische entzündliche Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem körpereigenes Gewebe als körperfremd erkennt. Die RA kann unterschiedliche Verlaufsformen annehmen und Schweregrade erreichen, die sich von einer milden Erkrankung mit geringer Symptomatik bis zu einer schwerwiegenden Erkrankung mit bedeutender Symptomatik erstrecken. Patienten mit einer moderaten bis schweren aktiven RA haben eine anhaltende systemische Entzündung mit erhöhten Spiegeln an Akut-Phase-Proteinen und proinflammatorischen Zytokinen, die zu Müdigkeitssymptomen, Schmerzen sowie bedeutend eingeschränkter Lebensqualität führen. In betroffenen Gelenken bewirkt die chronische Entzündung, verbunden mit der dadurch verursachten progressiven Zerstörung von Knochen, Knorpeln, Bändern und Sehnen, einen Funktionsverlust der Gelenke sowie Gelenksteifigkeit1,2.
Während die Anzeichen und Symptome der RA durch eine angemessene Behandlung teilweise reversibel sind, sind einmal aufgetretene Gelenkschäden nicht mehr umkehrbar. Zusätzlich können außerhalb des muskuloskelettalen Systems erhebliche Komorbiditäten beobachtet werden, darunter ein gesteigertes kardiovaskuläres Risiko, Dyslipidämie, psychische Erkrankungen, Malignität sowie eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber Infektionen, die auch mit der Gabe notwendiger immunmodulatorischer Substanzen zusammenhängt3,4,5,6.
Referenzen:
- O'Shea JJ, Schwartz DM, Villarino AV, Gadina M, McInnes IB, Laurence A. The JAKSTAT pathway: impact on human disease and therapeutic intervention. Annu Rev Med. 2015;66:311-328.
- Choy EH, Panayi GS. Cytokine pathways and joint inflammation in rheumatoid arthritis. N Engl J Med. 2001;344(12):907-916.
- Curtis JR, Patkar N, Xie A, Martin C, Allison JJ, Saag M, et al. Risk of serious bacterial infections among rheumatoid arthritis patients exposed to tumor necrosis factor alpha antagonists. Arthritis Rheum. 2007;56(4):1125-1133.
- Kitas GD, Gabriel SE. Cardiovascular disease in rheumatoid arthritis: state of the art and future perspectives. Ann Rheum Dis. 2011;70(1):8-14.
- Centers for Disease Control Prevention. Rheumatoid Arthritis (RA). 2015.
- Colmegna I, Ohata BR, Menard HA, Current understanding of rheumatoid arthritis therapy. Clin Pharmacol Ther. 2012;91 (4):607-620
Die Psoriasis Arthritis, oder kurz PsA, ist eine chronisch entzündliche Erkrankung, die die Haut und die Gelenke betrifft. Charakterisiert ist die Psoriasis-Arthritis hauptsächlich durch eine Entzündung der Gelenke (Arthritis), der Wirbelsäule oder der Sehnen beziehungsweise Sehnenansätze, die in der Regel im Rahmen einer Schuppenflechte (Psoriasis) auftreten.1
Wie häufig ist PsA und was sind die Ursachen?
In Deutschland sind etwa 200.000 Menschen von Psoriasis Arthritis betroffen. Im Gegensatz zu anderen Gelenkerkrankungen sind bei der Psoriasis Arthritis Männer und Frauen etwa gleich häufig betroffen.2Die genauen Ursachen der PsA sind nicht bekannt. Man nimmt aber an, dass vor allem ein fehlgesteuertes Immunsystem, Veränderungen in bestimmten Genen und Umweltfaktoren die Entstehung der Erkrankung begünstigen.² Generell kann eine PsA in jedem Alter auftreten. Die meisten Betroffenen erkranken jedoch im Alter von etwa 30 bis 55 Jahren.2
Wie wird PsA behandelt?
Die Psoriasis Arthritis ist eine chronische Erkrankung, die nicht heilbar, aber sehr gut behandelbar ist. Das wichtigste Ziel in der Behandlung ist es, die Symptome der PsA soweit wie möglich abzuschwächen (minimale Krankheitsaktivität oder im besten Fall Symptomfreiheit), Schädigungen an Gelenken vorzubeugen und den Betroffenen ein weitgehend beschwerdefreies Leben zu ermöglichen.2 Messbar wird dieses Therapieziel zum Beispiel anhand der Anzahl geschwollener oder schmerzhafter Gelenke oder durch die Angaben von Betroffenen zur Schmerzintensität in standardisierten Fragebögen.
Generell gilt, dass die Therapie der Psoriasis-Arthritis so früh wie möglich nach der Diagnosestellung begonnen werden sollte. Da die Erkrankung sehr unterschiedlich ausgeprägt sein kann, gibt es kein festgelegtes Therapieschema. Vielmehr sollten Betroffene gemeinsam mit Ihrem Arzt individuelle Therapieziele definieren und darauf aufbauend eine Behandlungsstrategie wählen, mit der sie die gesteckten Ziele am besten erreichen können.2
Referenzen:
- Coates LC et al. Psoriasis, psoriatic arthritis, and rheumatoid arthritis: Is all inflammation the same? Semin Arthritis Rheum. 2016; 46(3): 291-304.
- Warren R, Menter A. Handbook of Psoriasis and Psoriatic Arthritis. Springer International Publishing, Switzerland 2016. (Zugriff am 03.07.2020)
Unter einer axialen Spondyloarthritis (axSpA) versteht man eine chronisch-entzündliche Erkrankung, die vor allem die Wirbelsäule betrifft. Typischerweise beginnt die Entzündung meist in den Kreuz-Darmbein-Gelenken (auch Iliosakral- oder Sakroiliakalgelenke genannt) und greift dann auf die Wirbelsäule über. Der Körper kann – als eine Art Reparaturversuch auf den durch den Entzündungsprozess bewirkten Schaden – im Laufe der Zeit mit Knochenneubildungen an den Wirbelkörperkanten reagieren. Dabei werden benachbarte Wirbelkörper spangenartig durch die Verknöcherungen verbunden, was im Extremfall zur kompletten Versteifung der Wirbelsäule führen kann und zu einem Verlust der aufrechten Haltung. Diese Knochenneubildungen werden Syndesmophyten genannt und sind im Röntgenbild sichtbar.1
Je nach Stadium der Erkrankung wird zwischen der nicht-röntgenologischen axialen Spondyloarthritis (nr-axSpA), bei der noch keine Auffälligkeiten im Röntgenbild sichtbar sind, und der röntgenologischen axialen Spondyloarthritis (r-axSpA) unterschieden.2
Die r-axSpA, die auch als ankylosierende Spondylitis oder Morbus Bechterew bekannt ist, stellt das fortgeschrittene Stadium der axSpA dar, bei dem knöcherne Veränderungen der Wirbelsäule und der Kreuz-Darmbein-Gelenke im Röntgenbild nachweisbar sind. Bei der nr-axSpA können Entzündungen in den Kreuz-Darmbein-Gelenken aber bereits mittels anderer bildgebender Verfahren (z.B. MRT) nachgewiesen werden. Im Laufe der Zeit kann die nr-axSpA durch eine fortschreitende Verknöcherung der Wirbelsäule und der Kreuz-Darmbein-Gelenke in einen Morbus Bechterew übergehen. Es kann aber auch sein, dass die Erkrankung ein Leben lang im Stadium der nr-axSpA ohne knöcherne Versteifung der Wirbelsäule und der Kreuz-Darmbein-Gelenke stehen bleibt.2
Symptome und Verlauf
Die typischen Symptome der axSpA werden durch die chronische Entzündung verursacht.
Typische Symptome der axSpA sind:
- Tiefsitzende, wechselseitig ins Gesäß ausstrahlende Rückenschmerzen, die oft in Ruhe, vor allem in der zweiten Nachthälfte auftreten und durch Bewegung besser werden
- Verminderte Beweglichkeit, die meist morgens am stärksten ausgeprägt ist, die so genannte Morgensteifigkeit2
Bei etwa 30 % der Patienten sind zusätzlich einzelne Gelenke, vor allem die Knie- und Fußgelenke (periphere Arthritis/Oligoarthritis) sowie die entsprechenden Sehnenansätze (Enthesitis) betroffen. Weiterhin können die Rippenansätze sowie größere oder kleinere Gelenke betroffen sein. Bewegungseinschränkungen und schmerzhafte Gelenkschwellungen sind die Folge der entzündlichen Prozesse.3
40 % der Patienten mit axSpA im fortgeschrittenen Stadium sind auch von Entzündungen außerhalb der Wirbelsäule und der Gelenke betroffen. Die Regenbogenhautentzündung ist eine der häufigsten Begleiterkrankungen der axSpA und sollte umgehend vom Augenarzt behandelt werden, da sie zu irreversiblen Schäden am Auge führen kann. Des Weiteren können auch die Haut (Psoriasis), die Knochen (Osteoporose), der Darm (z.B. Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa) oder das Herz (kardiovaskuläre Erkrankungen) betroffen sein. Symptome wie Müdigkeit und Erschöpfung können ebenfalls auftreten.2,3
Generell verläuft die Krankheit meist in Schüben. Das bedeutet, dass die Entzündung und die damit verbundenen Symptome nicht dauerhaft und in gleichbleibendem Maße auftreten. Das heißt nahezu symptomfreie Phasen können sich mit Phasen, bei denen Schmerzen und Allgemeinbeschwerden verstärkt auftreten, abwechseln.
Referenzen
- Kurzfassung zur DGRh S3-Leitlinie – axiale Spondyloarthritis inklusive Morbus Bechterew und Frühformen, Version: 2019 (online) https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/060-003k_S3_Axiale-Spondyloarthritis-Morbus-Bechterew-Fruehformen-2019-10.pdf (Zugriff am 31.08.2020).
- Langfassung zur DGRh S3-Leitlinie – axiale Spondyloarthritis inklusive Morbus Bechterew und Frühformen, Version: 2019 (online) https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/060-003l_S3_Axiale-Spondyloarthritis-Morbus-Bechterew-Fruehformen-2019-10.pdf (Zugriff am 31.08.2020).
- Mielants H et al. Baillieres Clin Rheumatol 1996; 10(1): 147–164.